Auf der Suche nach Utopie – Schmittiefahrt WS 17/18
THEMA UTOPIE
Mit dem Semesterthema “Utopie” gestaltet sich die Frage nach der Schmittiefahrt gar nicht so leicht. Denn: Wo soll man hin? Welche Stadt kann man sich anschauen? Schließlich existieren Utopien normalerweise in den Köpfen von Autor*innen und Sozialwissenschaftler*innen. Daher überlegte sich unsere Haussprecherin Lea Hsu: „Die Utopie fängt bei einem Selbst an“. So kam es, dass wir dieses Semester eine etwas ungewöhnliche, explorative und sehr intensive Schmittiefahrt angetreten sind.
Auserkorenes Ziel für dieses Projekt war das “Auenland Mulartshütte” (http://www.auenland-m.de) in Roetgen. Unser erster Eindruck war geprägt von dem satten Grün und den zahlreichen Feldern, welche das Auenland umgeben, ein bisschen wie im Film selbst. Es war abgeschieden, ruhig und sehr natürlich – der perfekte Ort für unser Vorhaben. Die Schlaf- und Seminar-Hüttchen waren im Halbkreis aufgestellt und ihre Einrichtung einfach gehalten, dafür war der große, an den Wald angrenzende Garten umso schöner. Nachdem die Zimmer und Umgebung erkundet wurden, haben wir uns mit unserer Seminarleiterin zusammengesetzt. Sie war eine junge und sehr liebe Person mit einer ruhigen Ausstrahlung. Man merkte ihr Ihre Erfahrung mit derlei Seminaren an. „Eine Gruppe wie Euch hatte ich allerdings noch nie“, hat sie gesagt.
Nach einer ersten Vorstellungsrunde wurde es direkt persönlicher und wir haben uns darüber unterhalten, was wir an diesem Seminarwochenende gerne erreichen möchten. Was sich als deutlich schwieriger erwies als zu Anfang gedacht. Denn für diese Überlegung war es notwendig, sich mit Fragen wie „Was stört mich momentan“, „Was möchte ich ändern?“, „Was kann ich überhaupt innerhalb von 2 Tagen ändern?“ auseinander zu setzen. Für viele war dies eine ungewohnte Übung. Allen Beteiligten war dabei völlig klar, dass sich nicht alle Probleme innerhalb eines Wochenendes lösen lassen. Daher herrschte anfangs noch Unsicherheit über das Ziel des Seminarwochenendes. Zunächst sprachen wir über die Basis der Arbeit. Denn jede einzelne Person sollte sich wohl fühlen und frei entscheiden, wieviel sie in diesem Seminar teilen möchte. Denn für uns alle steht fest: Der Respekt vor individuellen Grenzen ermöglicht erst das Vertrauen, sich einander zu öffnen. Um Klarheit in den Ablauf zu bringen, erarbeiteten wir zusammen mit unserer Seminarleiterin eine sehr vollgepackte Agenda für die nächsten zwei Tage, die eine intensive Zeit versprach.
Für die hartgesottenen Frühaufsteher (hierbei handelte es sich um sage und schreibe 3 Schmitties) begann der Tag um 6:30 Uhr mit einem Spaziergang. Alle anderen haben sich nach zu einem überraschend reichhaltigen Frühstück getroffen, dies war bei den vielen und zum Teil sehr intensiven Programmpunkten auch notwendig! Die Übungen waren bunt gemischt. Mal bestanden sie aus Dialogen, in denen sich zwei Schmitties zusammengetan haben, um aufzulisten was sie an dem vergangenen Jahr bedauerten und feierten. Wir kamen aber auch mit der ganzen Gruppe zusammen, um über unsere Visionen, Wünsche und auch Sorgen zu sprechen. Deutlich wurde hierbei, wie solide die Vertrauensbasis innerhalb der Hausgemeinschaft war. Denn auch wenn nicht alle gleich viel geteilt haben und einige, vor allem bei dem Thema Sorgen, ihre Gedanken für sich behalten haben, konnte sich jede*r ein Stück weit öffnen! Prozessartig konnten wir unsere Gedanken immer weiter bündeln, bis wir einen konkreten Satz feststehen hatten, der uns als Leitfaden dienen sollte, für das nächste konkrete Ziel welches wir nach dem Seminar angehen wollten. Sozusagen die ersten kleinen Schritte in unsere ganz persönliche Utopie.
Eine der experimentellsten Erfahrungen dieser Fahrt war mit Sicherheit die Baummeditation. Im angrenzenden Wald zog jede*r für maximal eine knappe Stunde los, um sich vor einen Baum zu setzen und mit der Baummeditation zu beginnen. Die Rolle des Baumes in der Baummeditation ist eine richtungsweisende. Jede der 4 Seiten des Baumes (Nord, Ost, Süd, West) soll einen anderen, charakteristischen Ausblick auf das Leben bereithalten. So sei die Seite des Nordens beispielsweise die Seite der Klarheit und des Humors. Auch wenn diese Erfahrung sehr abstrakt und experimentell war, so hat sich doch jede*r in seinem Rahmen auf sie eingelassen und konnte anschließend im Plenum davon berichten.
Abschließend können wir sagen, dass die hohe Nachsichtigkeit und Toleranz, mit der jede*r mit den Ansichten und Sorgen der Anderen umgegangen ist, uns die ganze Fahrt über begleitet hat. Es ist nicht leicht zu beantworten, wie eine Ideale Welt aussehen würde. Noch schwieriger ist es, diese Weltansichten in die Realität umzusetzen. Dennoch können wir von uns sagen, dass unsere Schmittiefahrt durch die Naturverbundenheit und den starken Gruppenzusammenhalt utopische Züge hatte.
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