Semesterrückblick WS 15/16
Im Wintersemester 2015/2016 haben wir uns an ein sehr bewegendes Thema herangewagt. Inhaltlich stand unser Semesterprogramm unter der Leitfrage „Krieg oder Frieden?“, ein Thema, welches im Rückblick zu intensiven und kontroversen Diskussionen Anlass bot. Zum einen wurde mir dies durch das große Interesse und die rege Teilnahme am Semesterprogramm deutlich, auf der anderen Seite wurde mir die Sprengkraft und Emotionalität dieses Themas durch einige kritische Stimmen und Situationen vor Augen geführt.
Den inhaltlichen Einstieg in das Thema machten wir Mitte November mit dem Besuch der Flüchtlingsunterkunft „Hotel Mado“ am Südbahnhof in Köln. Monika Theil, eine treibende Kraft in der Nachbarschaftsinitiative „Willkommen in der Moselstraße“, hielt einen aufschlussreichen Vortrag zum Alltag in der Flüchtlingsarbeit. Neben spannenden Gesprächen und einer Besichtigung der Unterkunft durften wir uns über eine Einladung zum Tee durch die Bewohner freuen. Der Besuch war besonders interessant für uns, da unser neuer Mitbewohner Filmon aus Eritrea erst zwei Wochen zuvor aus dem „Hotel Mado“ ins Schmittie gezogen, uns so als neuer Schmittie und ehemaliger Mitbewohner der Unterkunft begleiten konnte.
Anfang Dezember ging es mit einem Vortrag von Karin Leukefeld zum Thema „Syrien, Irak, die arabische Welt und der Islamische Staat“ weiter. Auch aufgrund der schlimmen Ereignisse in Paris einige Wochen zuvor war das Thema brandaktuell und das Interesse dementsprechend groß. Eine überwältigende Anzahl von über 80 Teilnehmern füllte unsere Bibliothek bis auf den letzten Platz und durfte sich über einen sehr sachlichen Vortrag von Frau Leukefeld freuen, welche mittlerweile zum zweiten Mal im Schmittmann-Kolleg zu Gast war. Inhaltlich analysierte Frau Leukefeld die Bedeutung der Rohstoffe für die gesamte Region und verdeutlichte dies anhand von reichlich Kartenmaterial. Alles in allem schaffte es Frau Leukefeld auch aufgrund ihrer guten Kenntnisse der Region, da sie von dort seit etlichen Jahren berichtet, ein anderes Bild von Syrien und dem anhaltenden Krieg zu skizzieren.
Ohne große Verschnaufpause ging es am folgenden Wochenende sehr früh morgens in Richtung Hauptstadt. Nach kleineren Komplikationen mit den Anschlüssen in Duisburg fanden wir uns letztlich in einem ICE wieder und erreichten Berlin überpünktlich zum ersten Programmpunkt im Paul-Löbe Haus. Der CDU-Bundestagsabgeordnete und Onkel einer unserer Mitbewohnerinnen, Christoph Bergner, hatte sich bereit erklärt, uns herumzuführen und für Fragen Rede und Antwort zu stehen. Besonders das einige Tage zuvor beschlossene Mandat zum Bundeswehreinsatz in Syrien bestimmte die Konversation.
Im Anschluss durften wir uns über eine Führung durch das Reichstagsgebäude inklusive bestem Blick über Berlins Dächer freuen.
Am Samstagmorgen ging es mit einem besonders emotionalen Programmpunkt in der Gedenkstätte Sachsenhausen weiter. Zunächst durften wir die nicht öffentlich zugängliche Dokumentation über die Bonner Prozesse gegen die KZ-Aufseher Sorge und Schubert sehen, welche unter anderem für den Tod Schmittmanns verantwortlich sind.
Im Anschluss ging es mit einer Führung durch die Gedenkstätte und den Ausstellungsteil zum Insassen Benedikt Schmittmann weiter.
Zum Abschluss legten wir als Studentenwohnheim ein Bukett am Gedenkstein von Benedikt Schmittmann nieder, für alle Beteiligten eine sehr intensive Erfahrung und eine spannende Auseinandersetzung mit der Vergangenheit Benedikt Schmittmanns und unseres Wohnheims.
Trotz Vorweihnachtszeit fanden sich Ende Dezember gut 40 Interessierte in unserer Bibliothek zusammen um den Vortrag von Paul Schreyer zum Thema „Ukraine Krise und mediale Manipulation“ zu hören. Dabei nahm Herr Schreyer sehr bewusst eine alternative Position ein und erklärte zu Beginn seine Selbsttitulierung als „Putin-Versteher“. Eine bewusste Provokation, mit der er auf die teils unverhältnismäßige Berichterstattung aufmerksam machen möchte. Auch inhaltlich machte Herr Schreyer deutlich, dass die Gründe für den Konflikt keineswegs monokausal zu betrachten sind, sondern eine Vielzahl von Akteuren ihre Interessen in diesem vertreten.
Der letzte Vortrag des Semesters war für Ende Januar geplant und sollte sich mit der Frage nach der friedlichen Zukunft Europas beschäftigen, wozu ich Willy Wimmer für einen Vortrag gewinnen konnte. Aufgrund seiner langjährigen politischen Aktivität im Bundestag und seiner Amtszeit in der OSZE stellte Herr Wimmer einen spannenden Referenten dar. Als ich Herrn Wimmer jedoch einige Fragen zu seiner Arbeit für das umstrittene Compact-Magazin stellen wollte, sagte er den Vortrag kurzerhand ab. War dies zunächst inhaltlich für mein Semesterprogramm eine sehr enttäuschende Tatsache, bin ich im Nachhinein froh, diesen Schritt gemacht zu haben. Danke an dieser Stelle nochmal für die tolle Unterstützung der Mitbewohner und des Vorstands bei dieser für mich etwas schwierigen Situation.
Aber auch neben dem Semesterprogramm hat sich einiges im Schmittmann-Kolleg getan.
Auch in Sachen Ausstattung darf sich das Schmittie über einen neuen Kühlschrank sowie renovierte Duschen freuen und kann dank des tatkräftigen Einsatzes von Herrn Hiertz mittlerweile die komplette Leistung des neuen Internetanschlusses nutzen. Willkommen im 21. Jahrhundert!
Generell sei an dieser Stelle nochmal ein dankendes Wort an die Arbeit von Frau und Herrn Hiertz gerichtet, welche sich auch in diesem Semester um alle großen bis kleinen Anliegen selbstverständlich gekümmert haben. Dank eines Nachholtermins in diesem Semester durften wir uns neben dem Salatabend auch über eine Einladung zu allerlei gebackenen Köstlichkeiten von Frau Hiertz freuen und sogar für den veganen Genuss wurde bestens gesorgt. Dankeschön!
Die Selbstverwaltung in Form von Hausversammlungen und Ära-Sitzungen drehte sich in diesem Semester eher um die kleinen Dinge des Lebens als die ganz großen Themen. So sind beispielsweise die seit anderthalb Semestern besprochenen Standards für die Benutzung der Gemeinschaftsräume in diesem Semester zu Ende zusammengetragen und von der Hausgemeinschaft verbindlich beschlossen worden.
Ich möchte mich noch einmal herzlich für das tolle Wintersemester mit euch bedanken. Danke besonders an Lena Haase, Miriam Kahn, Anneka Hündgen und Bernhard Stennecken, die sich im Ältestenrat aller wichtigen Themen angenommen haben. Ein großes Dankeschön auch an Benedict Braunsfeld, der seit diesem Semester unser neuer Heimleiter ist und sich um alle Fragen rund um Verwaltung und Finanzen gekümmert hat. Ebenfalls vielen Dank an Herrn Pieper und den gesamten Vorstand, die bei großen und kleinen Problemen als Ansprechpartner bereit standen.
Granada, 14.03.2016
Auszug aus dem Semesterbericht von Haussprecher Lukas Breddemann
Semesterthema: Krieg oder Frieden?
Wintersemester 2015/2016