Benedikt Schmittmann

Ein Kurzportrait

Mit freundlicher Genehmigung von Martin Strickmann aus: „Die Materialisierung der Ideale – Das Schmittmann-Kolleg und der ‚erweiterte Denkmalbegriff'“

Benedikt Schmittmann wurde am 4. August 1872 als Sohn eines wohlhabenden Kaufmanns in Düsseldorf geboren. Nach dem Abitur studierte er zunächst in Rom Kulturwissenschaften, bevor ein Jurastudium in Freiburg, Leipzig und Bonn folgte. 1903 heiratete er Helene Wahlen, eine Frau aus einer angesehenen Kölner Kaufmannsfamilie. Seinen Interessen entsprechend ging er in die praktische Sozialarbeit und wurde 1906 zum Landesrat beim Provinzialverband der Rheinprovinz gewählt. „Er entwickelte ein erstes Konzept einer vorbeugenden Gesundheitspolitik. Sein planvolles Vorgehen bei der Bekämpfung der TBC – damals Volkskrankheit Nummer eins – macht ihn weit über die Grenzen der Rheinprovinz bekannt.“ 1913 wurde er Dozent für Sozialpolitik an der Hochschule für kommunale und soziale Verwaltung in Köln. 1917 übernahm er die Leitung der gesamten Schulverwaltung im wallonischen Teil des von Deutschen besetzten Belgiens, und es gelang ihm dort, „… das belgische Schulwesen vor dem Zusammenbruch zu bewahren und weiter auszubauen.“

Nach dem Ersten Weltkrieg übernahm er 1919 zwei wichtige Aufgaben: Er wurde Professor der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln und vertrat die Zentrumspartei als Abgeordneter der Preußischen Landesversammlung. „Als Politiker kämpfte Schmittmann jahrelang, um im Rahmen einer Reichsreform eine Gebietsneugliederung des Reiches zu erreichen, weil er in der Hegemonie Preußens den möglichen Keim für eine weitere kriegerische Auseinandersetzung in Europa sah. Er  trat für Völkerverständigung, insbesondere eine Aussöhnung mit Frankreich ein. Den Nationalsozialismus hat er von Anfang an erbittert bekämpft.“

Kurz nach Hitlers „Machtergreifung“ 1933 verlor er wegen „nationaler Unzuverlässigkeit“ seine Professur und wurde in „Schutzhaft“ genommen. Schmittmann wurde auf die Liste der Leute, die „im Mobilmachungsfalle zu verhaften und zu beseitigen“ wären, aufgenommen und gelangte somit am 1. September 1939 nach einer Verhaftung in das Konzentrationslager Sachsenhausen bei Oranienburg. Dort wurde er von dem KZ-Aufseher Sorge zu Tode gebracht.

Konrad Adenauer sagte in einer Rede von 1946 über Benedikt Schmittmann:

„Er gehört zu den wenigen Universitätsprofessoren, die im Kampfe gegen den Nationalsozialismus ihr Leben dahingegeben haben … Die Universität Köln kann stolz darauf sein, daß sie diesen Märtyrer einst zu ihren Dozenten zählen durfte.“

Dieser „kämpfende Fremdling“ engagierte sich in der Weimarer Zeit vehement für verschiedene Leitideen, von denen einige der Zeit weit voraus waren und zum Teil von verschiedenen Seiten auf heftigen Widerstand stießen. Er forderte unter anderem einen föderalistischen Aufbau von Staat und Gesellschaft, wobei für ihn aus den Prinzipien von Subsidiarität und Solidarität zwingend der Föderalismus folgte. Bestimmend für sein Handeln und Denken war unter anderem ein „wertgebundener Katholizismus“, durch den er sich mit dem Gedankengut der katholischen Sozialbewegung vertraut machte. Er war Verfechter einer „… Ordnung, in der der Mensch produktiv steht, die er nicht nur erduldet, sondern gestaltet …“ und setzte sich somit für eine weitgehende politische, wirtschaftliche und soziale Selbstverwaltung ein.

Auf der Suche nach einer neuen Wirtschafts- und Sozialordnung setzte er Hoffnungen in einen dritten Weg zwischen Kapitalismus und Sozialismus und, was sich viel später die Gewerkschaften zu eigen machten, forderte eine Mitbestimmung des Arbeitnehmers im Betrieb. Neben einem ausgeprägten rheinischen Lokalpatriotismus konnte er sich auch sehr für die Ideen eines vereinten Europas oder eines Weltstaates begeistern.

Mehr zu Benedikt Schmittmann finden Sie auf www.benedikt-schmittmann.de, einer Seite, die von einem ehemaligen Hausbewohner gestaltet wurde.